Der Parteitag ist beendet, der Wahlkampf beginnt

Mit der Nomination von Jean-Pierre Gallati (bisher) und Martina Bircher (neu) durch die SVP ist das Kandidatenfeld für die Regierungsratswahlen komplett. Wieder antreten werden am 20. Oktober neben den beiden SVPlern die bisherigen Regierungsräte Markus Dieth (Mitte, Finanzdirektor), Stephan Attiger (FDP, Baudirektor) und Dieter Egli (SP, Innendirektor). Um den frei werdenden Sitz von Alex Hürzeler kämpfen auch zwei Neue: Beat Flach (GLP, Nationalrat) sowie Ruth Müri (Grüne, Grossrätin). 

Ob es für den ersten Wahlgang schon Bündnisse und gegenseitige Wahlempfehlungen gibt, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten entscheiden. Es steht ein spannender Wahlkampf bevor, in dem neben der Parteizugehörigkeit auch das Geschlecht eine Rolle spielen wird: Bisher ist die Aargauer Regierung ein reines Männergremium, dies könnte sich im Herbst jedoch ändern.

Keine Rede vorbereitet

Sie habe keine Rede vorbereitet, sagt Bircher. Zwar habe sie auf die Nomination gehofft aber nicht damit gerechnet. Sie bedankt sich für das Vertrauen. "Ich bleibe, wie ich bin. Nämlich eine von euch."

Blumen und Ovationen

Stutz gratuliert Bircher zur Nomination. Glarner präsentiert auf der Bühne das Duo für die SVP in diesem Wahlkampf: Martina Bircher und Jean-Pierre Gallati. 

Es gibt stehende Ovationen und Blumen. 

Bircher erhält langen Applaus. Désirée Stutz machte 117 Stimmen - auch ihr wird applaudiert. 

Glarner gratuliert Bircher zur Nomination. 

Désirée Stutz überreicht er ein Präsent und bedankt sich für den fairen Vorwahlkampf. "Wir sind fast froh, jetzt haben wir dich weiterhin als Fraktionspräsidentin", sagt er. 

Martina Bircher ist nominiert

 276 Stimmzettel wurden eingereicht, das absolute Mehr liegt bei 139.

 Mit 158 Stimmen nominiert ist Martina Bircher. 

Das Resultat wird verkündet

Die Stimmenzähler sind zurück im Saal, Präsident Glarner bittet um Aufmerksamkeit. 

Jetzt werden die Stimmen ausgezählt

Die Stimmenzähler haben sich in ein separates Zimmer zurückgezogen, jetzt werden die Stimmen für Martina Bircher und Désirée Stutz ausgezählt. 

Stimmzettel werden ausgefüllt

Die Delegierten erhalten ihre Stimmkarte, Désirée Stutz und Martina Bircher kommen zurück in den Saal. Präsident Glarner bittet um Ruhe und Aufmerksamkeit, er kommt zu den Varia. 

Mehrheit der Voten für Martina Bircher

 Fragen gibt es aus dem Plenum keine an die beiden Kandidatinnen. Die beiden gehen für die Abstimmung in den Ausstand, die Türe wird geschlossen. Die Versammlung soll offen reden können. 

Alt Regierungsrat Ernst Hasler hält das erste Votum für Martina Bircher. Seit diese in Aarburg die Sozialkosten gesenkt habe, sei die Zufriedenheit dort gestiegen und die Kosten gesunken. Er stelle immer fest, dass Bircher nicht nur rede, sondern auch argumentiere. Er empfiehlt, der Nationalrätin die Stimme zu geben. 

Auch Rolf Kummli votiert für Martina Bircher. Man müsse auch schauen, was für die SVP gut sei, sagt ein weiteres Parteimitglied. Man kenne Bircher besser - sie sei bekannt. "Ich bin voll überzeugt, mit Martina Bircher werden wir es besser erreichen."

Grossrat Andy Steinacher redet für Désirée Stutz. Sie sei bestens organisiert und vernetzt, sie könnte ihres Pensum als selbständige Fraktionschefin nicht leisten, wäre sie nicht so gut organisiert. Jeder Grossrat habe schon erfahren dürfen, wie dossierfest Stutz sei. Zudem habe sie Führungserfahrung, insbesondere als Fraktionschefin. Auszeichnen tue sie, dass sie über alle Parteien Allianzen bilden und damit Geschäfte durchbringen könne. Dass es auch einmal Reibereien gebe, gehöre dabei dazu. "Es braucht eine Kandidatin, die nicht nur in der SVP, sondern auch in der FDP und in der Mitte Stimmen holen könne." Das sei eine grosse Stärke von Désirée Stutz. "Die SVP allein reicht nicht, um Regierungsrätin zu werden", so Steinacher. 

Ein weiteres Mitglied, diesmal aus dem Bezirk Zofingen: "Wir stehen für Martina Bircher ein, sie wird sicher das Rennen machen für die SVP Aargau."

Grossrat Daniel Notter spricht für Désirée Stutz: Sie sei sehr, sehr fachkompetent und stehe für die Partei ein. "Sie schafft es, auch ausserhalb Stimmen zu holen. Wir sind gut beraten, sie zu nominieren."

Martin Fricker aus Wettingen spricht ebenfalls für Stutz: Auch vor 5 Jahren habe man den Fraktionschef aufgestellt und er wurde Regierungsrat. "Machen wir das wieder."

Grossrat Daniel Aebi: Auch er sei eindeutig für Stutz. Auch wenn es zwei sehr gute Kandidatinnen seien. "Wir müssen entscheiden, wer für diesen Job besser ist", man müsse sich eben entscheiden. Bircher mache in Bern einen sehr guten Job, für den Regierungsrat brauche man aber jemanden, der Mehrheiten schaffen könne. Er warnt: Was bei den Ständeratswahlen passiert ist, könne auch für den Regierungsrat passieren, dann würde die SVP den Sitz verlieren. 

Das oberste ziel müsse sein, den Sitz zu verteidigen, sagt auch Samuel Hasler. "Für mich ist klar, das machen wir mit Martina Bircher." Der Aargau brauche sie. 

Grossrat Pascal Furer: In den vergangenen Wahlen (Nationalrat) habe Bircher immer viermal so viele Stimmen geholt wie Désirée Stutz, ruft er in Erinnerung. 

Ein weiteres Mitglied spricht als Lehrer: Bircher könne das auf dem Bildungsdepartement. Das Bildungswesen sei in einem schlechten Zustand, Bircher sei genau die richtige, um diese Probleme endlich anzupacken. Weiter habe ihn ihre Rede viel mehr überzeugt. 

Auch Benjamin Giezendanner spricht für Bircher. Wenn sie etwas tue, dann richtig. Sie sei wie ein kleiner Terrier, der sich festbeisst. 

Silvia Flückiger hat als erste Frau das Wort. "Ich bin überzeugt, dass wir mit ihr eine super Kandidatin haben", sagt die Alt- Nationalrätin. Sie habe sich so schnell und hervorragend in Bern eingearbeitet, dass kein Zweifel bestehe, dass sie das auch im Regierungsrat könne. 

Grossrätin Renate Häusermann votiert für Désirée Stutz. Als Fraktionschefin arbeite sie eng mit anderen Parteien zusammen - und da das grösste Ziel sein müsse, den Sitz zu halten, wähle sie Stutz. 

Dölf Egli aus Schafisheim: Martina Bircher sei absolut die richtige Person als Regierungsrätin für den Aargau. Sie habe sich mit Fleiss hochgearbeitet, seit 10 Jahren habe sie Exekutiverfahrung. Bircher habe das grössere Wahlpotenzial, mache sie doch mehr Panaschierstimmen.

Désirée Stutz: "Ich bringe die Voraussetzungen mit"

Désirée Stutz ist an der Reihe. Sie stellt sich vor. Sie engagiert sich in der SVP seit sie 16 Jahre alt war. "Ich bin jene, die im Hintergrund wertvolle Arbeit leistet", sagt die Fraktionschefin im Grossen Rat. Seit vier Jahren führt sie die 44-köpfige Fraktion. "Das macht mir unheimlich viel Freude", so Stutz. Auch mit SVP-Präsident Andreas Glarner arbeite sie gerne zusammen, ist an vielen Anlässen präsent. 

"Wissen Sie was? Jean-Pierre Gallati hatte auch keine Exekutiverfahrung", ruft Stutz in Erinnerung. Auch sie habe diese Erfahrung nicht, aber ein Nachteil sei das nicht. Wer ein solches Amt übernimmt, brauche Führungserfahrung und Kenntnisse des Staatssystems. "Das bringe ich 100-prozentig mit", so Stutz. Sie kenne die Grenzen und Möglichkeiten des Systems, habe durch ihre Arbeit beim Kanton vertiefte Einblicke in die Prozesse. 

Es reiche nicht, wenn ein Regierungsrat nur Kenntnisse über sein Parlament habe, man trage eine Gesamtverantwortung. Auch diesbezüglich bringe sie beste Voraussetzungen mit, bearbeite sie doch als Fraktionschefin jedes einzelne Geschäft - und habe so Kenntnisse über die Geschäfte in jedem Departement. 

Das umfangreiche Aktenstudium finde in den Ferien statt, der Terminkalender werde vom Amt bestimmt. "All das ist mir und meinem Mann sehr bewusst", so Stutz. Sie hätten ganz bewusst keine Kinder, sei also bereit, den Einsatz zu 100 Prozent zu leisten. 

Weiter könne sie gut damit umgehen, in einem Kollegium mit der eigenen Meinung auch einmal zurückzustehen. Gerade in einem Kollegium wie dem Regierungsrat sei die Kompromissbereitschaft wichtig. Das mache sie auch als Fraktionschefin. 

Stutz kommt zum dritten Punkt: Die mediale Präsenz. Für die Sozialen Medien fehle ihr die Zeit. Die mediale Präsenz werde oft mit politischem Erfolg gleichgesetzt, was aber nicht korrekt sei. "Ich betreibe Politik nicht um Schlagzeilen zu generieren, sondern um etwas zu bewegen", sagt Désirée Stutz. Gerade weil sie Missstände beheben wolle, habe sie im letzten Jahr zu einem ungewöhnlichen Mittel, der Aufsichtsanzeige gegen einen Regierungsrat, gegriffen. Hier habe sie erreicht, einen Missstand zu beheben. "Auch wenn ich nicht jede Woche in der Zeitung bin, habe ich mit meiner politischen Arbeit schon einiges erreicht."

Die vergangenen Wahlen hätten gezeigt, dass es auch der wählerstarken SVP nur dann gelingt einen Sitz zu halten, wenn man eine Person mit überparteilicher Wählbarkeit aufstellt. Sie habe entsprechend bereits Zustimmung erhalten - von GLP, FDP, der Mitte und auch von der SP, so Stutz. 

"Ich bin bestens vertraut mit der Tätigkeit eines Regierungsrats und bringe die Voraussetzungen dafür mit", fasst sie zusammen. Es sei ein grosser Schritt, dem sie mit viel Demut entgegenblicke.